Bis zum Jahr 1619 war Lindern protestantisch geprägt. Die Vorfahren der alteingesessenen Bewohner waren allesamt Lutheraner, und ihre Kirchenlieder waren ebenso protestantisch wie ihre Messen und ihre Feiertage.
Die Wende zu einem durch und durch katholisch ausgerichteten Gemeinwesen wurde zu Beginn des 17.Jahrhunderts - vor genau 400 Jahren - eingeleitet.
Die Gegenreformation kam, wie zuvor die Reformation, als obrigkeitlicher Akt. Während die amtierenden protestantischen Prediger mit wenig Nachsicht rechnen konnten, sollte die Bevölkerung durch Überzeugung für das katholische Bekenntnis gewonnen werden.
Bald allerdings geriet der schwungvoll begonnene Prozess der Erneuerung des Katholizismus in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges.
Auf den folgenden Seiten sind einige der Bruchstücke der Überlieferung einer spannenden Zeit zusammengetragen. Sie geben einen Eindruck davon, wie die protestantische Phase zu Ende ging und die Linderner katholisch wurden. Im Mittelpunkt stehen zwei bisher wenig beachtete Linderner: der protestantische Pastor Hinrich Rave, der gleich zweimal abgesetzt wurde, sowie der im Jahr 1705 verstorbene Zeller Robert Kramer, der als der „letzte Protestant“ im Kirchspiel Lindern vor dem 20.Jahrhundert gelten kann.